Die Wiesn

Die Wurzeln einer der wichtigsten Münchner Traditionen, das Oktoberfest, liegen in den prachtvollen Hochzeitsfeierlichkeiten des Kronprinzen Ludwig von Bayern mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen am 12. Oktober des Jahres 1810, nur vier Jahre nach Bayerns Erhebung zum Königreich.
Der Gemahl sollte später der bekannte "Neugestalter" Münchens werden, König Ludwig I., während die Gemahlin ihren Namen der Festwiese, welche zu der Zeit außerhalb Münchens lag, geben durfte, sodass diese von da an "Theresienwiese" heißen würde. Daher auch die Münchner Bezeichnung "Wies'n" für das Oktoberfest, dass selbst heutzutage noch auf der "Theresienwiese" statt findet, mit dem einzigen Unterschied, dass dort jetzt ein Platz ist.
Damals hat man 5 Tage lang in Ehren der Neuvermählten gefeiert, denn der Anlass wurde zum Nationalfest für ganz Bayern erklärt und ist es noch lange Zeit danach geblieben. München war die Bühne des fröhlichen Treibens und all ihre Einwohner waren offiziell dazu eingeladen, wodurch die Feier schon damals als "Volksfest" bezeichnet wurde. Der Abschluss am 17. Oktober 1810 bildete ein vom gehobenen Bürgertum realisiertes Pferderennen. Da die Feierlichkeiten, und insbesondere das Pferderennen, sehr beliebt gewesen waren, entschied man sich, die "Oktober-Feste", so der früheste Name, das folgende Jahr zu wiederholen.
Schon während der ersten Lebensjahre des Oktoberfests kamen weitere Attraktionen zum Pferderennen hinzu, wie z.B. das "Zentrallandwirtschaftsfest" und diverse Buden für den Verkauf von Speisen und Trank, insbesondere von Bier. Nachdem 1850 die Statue "Bavaria" aufgestellt wurde, wurde der nächste Höhepunkt im langen Leben des Oktoberfests die Vorstellung der Karusselle, die schnell große Beliebtheit erlangten, um 1870. Das Fest fiel derweil auch einige Male aus verschiedenen Gründen aus. Ab 1880 wurden nächtliche Besuche auf dem Oktoberfest erstmals ermöglicht durch die Einführung des elektrischen Stroms. Als 1892 die gläserne Maß ihren Einzug hielt und die steinerne verdrängte, wurde sie zum heißen Streitgegenstand.
Ungefähr ab der Jahrhundertwende ersetzten die riesigen Zelte die kleineren Bierbuden. Nach seinem 100. Jubiläum 1910 kam bald die erste große Zwangspause wegen des Ersten Weltkriegs, die allzu früh wiederholt werden musste als der Zweite Weltkrieg anhielt. 1950 führte Oberbürgermeister Thomas Wimmer, der "Wimmer Dammerl", wie ihn die Münchner Bevölkerung damals liebevoll nannte, die "O'zapft is"-Tradition ein, also den Anstich des aller ersten Bierfass am ersten Oktoberfest-Tag um Punkt 12.00 Uhr. Im selben Jahr verschwand das Pferderennen vom Programm.