Das Zelt

Das Augustiner ist ein Münchener Traditionszelt mit hoher Stammgastorientierung. Es hat über 200 Stammtische aus den größten Münchener Biergärten.

Tradition auf der Wiesn fin­det man bei den Bier­zel­ten vor al­lem in der Au­gus­ti­ner Fest­hal­le. Hier wird das Bier noch aus ech­ten Holz­bier­fäs­sern und nicht wie in den rest­li­chen Zel­ten aus Stahl­con­tai­nern aus­ge­schenkt. Zwei alte rießige 200-Li­ter-Holz­fäs­ser mit der Auf­schrift Edel­stoff ste­hen am Haupt­ein­gang und la­den die Be­su­cher in ei­nes der be­lieb­tes­ten Bier­zel­te auf dem Münch­ner Ok­to­ber­fest.

Ein weiteres Highlight des Au­gus­ti­ner Fest­zel­tes, das vor al­lem beim Münch­ner Pub­li­kum be­liebt ist, ist die aus­ge­zeich­nete Kü­che. Die bay­er­ischen Schman­kerl las­sen ein je­des Wiesn­herz hö­her schla­gen. Be­son­ders zu em­pfeh­len ist das pi­kan­te Kar­tof­fel­gu­lasch mit Rauch­wursteinlage. Wer es lie­ber def­tig ver­su­chen möch­te, kann das Kalbslüngerl mit Sem­mel­knö­del oder eine hal­be Schweins­haxe mit rohem Kar­tof­fel­knö­del be­stel­len.

Seit 1988 wird das Au­gus­ti­ner von Fest­wirt Man­fred Voll­mer, auch be­kannt durch seine Au­gus­ti­ner Gast­stät­ten in der Stadt­mit­te und im Westend, ge­lei­tet. Mit 9300 Plät­zen ist die Au­gus­ti­ner-Fest­hal­le das dritt­grö­ßte Zelt auf dem Fest­ge­län­de.

 

Die erste Riesen-Festhalle Georg Langs, 1900

Riesenfesthalle 1900

Kein Zelt ist so sehr mit der Ver­än­der­ung der Wirts­bu­den zu groß­di­men­si­o­nier­ten Bier­hal­len ver­bun­den wie das der Au­gus­ti­ner­brau­er­ei. Dem „Nürn­ber­ger Kro­ko­dil­wirt“ Ge­org Lang kam um die Jahr­hun­dert­wen­de in die­sem Pro­zess ei­ne Schlüs­sel­funk­ti­on zu. Dem er­fah­re­ne und ge­schäfts­tüch­ti­ge Wirt, der im gan­zen Land auf Volks­fes­ten ver­tre­ten war, ge­lang es 1898 erst­mals auf die Fest­wie­se ein­zu­zie­hen, wo­zu er al­ler­dings gleich­zei­tig drei bis­he­ri­ge Zu­lass­ungs­be­din­gun­gen für den Wiesn­be­zug um­ge­hen muss­te: Er stamm­te we­der aus Mün­chen, noch be­wirt­schaf­te­te er sei­nen Wiesn­aus­schank selbst und da­zu bau­te er ei­ne Rie­sen­hal­le auf fünf Wirts­bu­den­plät­ze al­ter Grö­ße.

 

Die Augustiner-Märzenburg, 1903

Augustiner-Märzenburg, 1903

Er hatte sich mit Hil­fe von Stroh­männ­ern ein Are­al zu­sam­men­er­stei­gert auf dem er die „Lan­ge Bu­de“, ei­nen auf Mas­sen­be­wir­tung ein­ge­rich­te­ten Be­trieb er­rich­tet. Neu war, dass die Sei­ten­wän­de wie auch das Dach die­ser Bier­hal­le mit Se­gel­tuch be­spannt wa­ren. Nicht je­dem al­ler­dings schien die­ses Zelt zu ge­fal­len, in dem Bier der Au­gus­ti­ner­brau­er­ei zum Aus­schank kam, da ihm be­reits 1905 ein Neu­bau des Ar­chi­tek­ten Al­bin Lincke folg­te.

Der Neubau war, wie der Na­me „Au­gus­ti­ner Mär­zen­burg“ schon sagt, ei­ne drei­schiffi­ge Bier­hal­le mit Burg­fas­sa­de, Turm, Wehr­gang und Git­ter­tor. Die et­wa 2000 Qua­drat­me­ter be­decken­de Burg be­stand aus ei­nem gro­ßen recht­ecki­gen Zelt­raum, der auf ei­ner Flä­che von 50 auf 20 Me­ter stüt­zen­frei mit Se­gel­tuch über­spannt war. An den Sei­ten die­ser Kons­truk­ti­on wa­ren Schen­ken, Metz­ge­rei, Kü­che, Ge­rä­te­räu­me und Um­gän­ge an­ge­ord­net. Die­ses Bau­werk lei­te­te ei­ne Ent­wick­lung ein, die schließ­lich 1907 in der Neu­an­la­ge des Wirts­bu­den­rin­ges en­de­te.

 

Lang mit seinen Oberlandlern, 1902

Lang´s Oberlandlern, 1902

Lang veränderte aber nicht nur das op­ti­sche Bild der Wiesn. Er stell­te als ers­ter Fest­wirt auch ei­ne ei­ge­ne Ka­pel­le an, die von ei­nem Po­di­um aus für die Gäste spiel­te. Sie wur­den vom Wirt be­zahlt und ganz ge­zielt zur Er­höh­ung des Bier­kon­sums ein­ge­setzt. Die Laut­stär­ke der Ober­land­ler-Blas­ka­pel­le war auf die Grö­ße des Zel­tes ab­ge­stimmt und die Ober­land­ler for­der­ten die Be­su­cher mit Trink­sprü­chen im Sin­ne des Wir­tes zum Bier­kon­sum auf. Lang bot zu­dem Text­hef­te zu den Lie­dern an, da­mit al­le mit­sin­gen konn­ten. Auch Stöcke zum Takt­schla­gen wur­den ver­teilt. Die Bier­zelt-Stim­mung war er­fun­den. Im Gar­ten­aus­schank spiel­ten „Schitz­onyi mit sei­nen 40 Un­garn.“

 

Der Innenraum des Augustiner-Zeltes, 1930

Im Augustiner-Zelt, 1930

Neben der Lang-Bude gab es noch ei­nen wei­te­ren Neu­bau des Ar­chi­tek­ten Franz Zell - ei­ne Bier­hal­le ohne stö­ren­de Stüt­zen und Säu­len im In­nen­be­reich. Die Fest­hal­le, die vom Päch­ter des Au­gus­ti­ner­bräu­kel­lers Bal­tha­sar Trinkl be­trie­ben wur­de, war ei­ne 1000 m² gro­ße, mit wei­tem Bo­gen ohne Trä­ger­bal­ken ge­spann­te Hal­le und hat­te Platz für 1200-1500 Per­so­nen. Neu war ei­ne Or­ches­ter­ga­le­rie an der Vor­der­sei­te, die dem Or­ches­ter die Mög­lich­keit gab, ohne Platz­wech­sel so­wohl für die Be­su­cher im Saal als auch für die Gäs­te im Frei­en zu spie­len. Nicht nur „Au­gus­ti­ner-Mär­zen­bier“ pries Trinkl an, auch für sei­ne aus­wahl­rei­che Kü­che mit Spe­zia­li­tä­ten aus der ei­ge­nen Hüh­ner­bra­te­rei warb er auf den Pla­ka­ten. Außer­dem kün­dig­te er täg­lich Kon­zer­te an. Ne­ben der Lang-Bu­de war Trinkls Be­trieb die zwei­te Brau­er­ei­fest­hal­le der Au­gu­sti­ner­brau­er­ei. Sie be­fand sich im Wirts­ron­dell.

Nach der Zwangspause des Ok­to­ber­fes­tes we­gen Ers­tem Welt­krieg und nach­fol­gen­der In­fla­ti­on gin­gen die Münch­ner Groß­brau­er­ei­en ab 1925 an den Neu­bau gro­ßer und re­prä­sen­ta­ti­ver Brau­er­ei­fest­zel­te. In­nen orien­tier­ten sie sich an der Or­ga­ni­sa­ti­on in der Au­gus­ti­ner­bier­burg von 1905 mit Mu­sik­po­di­um in der Mit­te, Bän­ken und klei­nen Ti­schen in den Sei­ten­schif­fen und An­räu­men, se­pa­rier­ten Zim­mern, Kü­chen und Schen­ken.

 

Wiesn-Wirt Xaver Kugler vor seinem Festzelt, 1926

Xaver Kugler, 1926

Zu dieser Zeit ent­stand auch die bis heu­te bei­be­hal­te­ne cha­rak­te­ris­ti­sche Front des Au­gus­ti­ner­bräu­zel­tes mit der ba­rock­ge­schweif­ten Blend­gie­bel­kon­tur und dem ty­pi­schen Kreis­bo­gen­fens­ter und dem Turm, mit dem gro­ßen Au­gus­ti­ner­em­blem.

1926 war Xaver Kugler Fest­wirt der Rie­sen-Fest­hal­le des Au­gus­ti­ner-Bräu, ein Fest­wirt, der sei­ne Gäs­te durch die al­te Münch­ner Ur­ge­müt­lich­keit und Ur­wüch­sig­keit, ein Schla­ger­pro­gramm und ei­ge­ne Ka­pel­le er­hei­ter­te. Stamm­haus von Xa­ver Kug­ler, war das Aus­flugs­lo­kal „Kug­ler-Alm“ in Dei­sen­ho­fen. In der Zeit von 1939 bis 1948 fan­den we­gen des Zwei­ten Welt­krie­ges und der wirt­schaft­li­chen Schwie­rig­kei­ten vor der Währ­ungs­re­form kei­ne Ok­to­ber­fes­te statt. Zum Ju­bi­lä­ums-Ok­to­ber­fest 1955 war ein ge­wis­ser Kraus Fest­wirt der Au­gus­ti­ner-Fest­hal­le. Der­zeit ist Man­fred Voll­mer Wirt im Au­gus­ti­ner­zelt, der es zu ei­nem „Zelt mit Stamm­gast­orien­tier­ung“ ge­macht hat.